Bei der diesjährigen Wiesenputzete viel mir eine tiefe Rinne am Mambacher Stau auf, ich nahm mir vor dort auf Forellenpirsch zu gehen. Als ich Anfang Juni dieses Jahrs zu diesem Platz kam, war an dieser Stelle zu meinem Pech schon ein Tageskartenangler aus Bern mit der Trockenfliege zu Gange. Nach einem netten Smalltalk wünschte ich ihm Petri und ging ein gutes Stück stromauf und angelte dort. Nach zwei Stunden ohne Biss, egal ob Trockenfliege oder Nymphe, machte ich mich etwas demotiviert auf den Rückweg zum Auto. Da der andere Angler in der Zwischenzeit auch ein Stück stromauf gezogen war, befand sich mein ursprünglich angestrebter Spot zwar nicht mehr in einem jungfräulichen, dafür aber in freiem Zustand. Noch ein letztes Mal wollte ich mein Glück probieren. Ich knotete den einzigen Streamer (Wooly Bugger) den ich dabei hatte an ein etwas gröberes Vorfach und warf ihn mit meinem vierer Rütchen quer zur Strömung in Richtung Rinne, wo ich ihn absinken ließ bevor ich ihn einstrippte. Nach einigen würfen konnte ich eine kleine Bachforelle verhaften. Ich bewegte mich ein paar Meter abwärts und spürte bei einem weiteren Wurf, nach der Absinkphase beim ersten Einstrippen einen Widerstand. Sofort riss ich die Rute hoch und traf auf gewaltige Gegenwehr. Ich hielt die Schnurspannung aufrecht bis sich ein riesiger Schatten langsam auf meine Seite des Ufers zubewegte. Ich konnte die Dimensionen des Fisches kaum glauben. Doch zum Staunen blieb mir keine Zeit, denn als der Fisch auch mich bemerkte, folgte eine wilde Flucht stromaufwärts, die meine kleine Rute an ihre Grenzen brachte. Die nächste Viertelstunde verbrachte ich damit kleine Fluchten in die Tiefe oder in die Büsche zu unterbinden, bis der Leviathan müde wurde. Als ich ihn landen wollte musste ich feststellen, dass mein Kescher viel zu klein war. Also spazierte ich mit der Forelle am Haken ans Ufer, wo ich den Fisch im Ufergras enthaken, vermessen und fotografieren konnte. Als ich die Schwanzflosse knapp hinter der 70cm Marke sah, erschreckte mein Jubelschrei sicher den ein oder anderen Spaziergänger. Der Fisch freute sich wahrscheinlich auch als ich ihn so schnell wie möglich wieder vollständig ins Wasser tauchte, wo er in meinen Händen wieder langsam zu Kräften kam. Ich konnte ihn sicher noch zehn Minuten im Flachwasser beobachten bis er sich in die vertrauten Tiefen seiner Rinne zurückzog. Mich konnte man den restlichen Tag zu nichts mehr gebrauchen, weil ich von diesem Ausnahmefisch träumte und noch immer träume.
|